Sonne pur beim gemeinsamen Grillnachmittag mit Flüchtlingen
Die vorangegangenen Regenschauer hatten wirklich auf keinen sonnigen Grillnachmittag hingedeutet. Doch als die ersten Flüchtlinge in den Rheinbacher Freizeitpark zu den Grillhütten strömten, belohnte die Sonne den Optimismus des Organisationsteams unter Leitung von Susann Heilmann und Sabine Mertes. Über 140 Personen füllten zeitweise den Rasen zwischen den dampfenden Grillhütten, wo Hühnerfleisch und Grillwürste großen Zuspruch fanden, ebenso wie die gespendeten Salate aus dem Flüchtlingshelferkreis Rheinbach. Um einer Neiddebatte in den sozialen Medien gleich die Spitze zu nehmen, wies Frau Mertes, Leiterin der Flüchtlingskleiderstube darauf hin, dass der Erlös aus dieser Institution voll in diesen Nachmittag geflossen ist. Mertes: „Die Flüchtlinge habe ihr Essen und ihre Getränke quasi selbst bezahlt. Den Restbetrag deckt der Förderverein.“
Toleranz der Kulturen
Was in den Unterkünften beim Kochen häufig sichtbar wird, wurde auch wieder hier beim Grillen deutlich. Gemeinsam wurde von den Flüchtlingen der Grill angeheizt, die Kohle am Glühen gehalten und das gebratene Fleisch verteilt, ohne dass Streit oder Missgunst aufkam. Wie positiv sich auch das Engagement der Arbeitsgruppe „Sprachvermittlung“ unter Heide Detzer und Andreas Rabl auswirkt, zeigt sich in den besseren Verständigungsmöglichkeiten auf Deutsch unter den Flüchtlingen. So bildeten sich Gesprächsgruppen von Angehörigen verschiedener Nationen, die sich auf Deutsch untereinander verständigten.
Viele Flüchtlinge nahmen zum ersten Mal an diesem Grillnachmittag teil. So auch einige in Deutschland geborene Babys. Ihren Eltern steht ein bürokratischer Hürdenlauf bevor, wie „Bürokratielotse“ Gert-Uwe Geerdts berichtete. Denn anders als in Frankreich gilt in Deutschland nicht das Bodenrecht, d.h. das Geburtsortprinzip, sondern das Blutrecht: Es zählt die Abstammung. Wer nicht als Kind deutscher Eltern geboren wird, erhält nicht automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. „So habe ich kürzlich den Eltern eines in Bonn geborenen Babys geholfen, beim Bundesamt für Migration einen Antrag auf Asyl für ihr Kind zu stellen, damit es denselben Aufenthaltsstatus wie seine Eltern erhält.“
Helfer gesucht
Den Nachmittag nutzten auch viele Flüchtlinge, um sich bei Dirk Frankenberger aus dem Leitungsteam Rat zu holen. „Auch wenn zurzeit für drei Wochen das Café International im Live in der geschlossen ist, so stehen wir über die montags geöffnete Kleiderstube in der Bachstraße als Helfer beratend zur Verfügung“, so Frankenberger. „Überhaupt wird unsere Arbeit nicht weniger, auch wenn momentan keine neuen Flüchtlinge nach Rheinbach kommen.“ So sei die Sprachvermittlung für Asylbewerber weiterhin eine große Aufgabe. Anerkannte Flüchtlinge müssten den bürokratischen Hürdenlauf über das Einwohnermeldeamt, die Anmeldung bei der AOK, beim Integration Point in Troisdorf, bei der Ausländerbehörde in Siegburg und letztlich bei der VHS bewältigen. Ohne die Hilfe von Ehrenamtlichen ginge das kaum. Wenn sie dann noch die Chance für eine eigene Wohnung und einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bekämen, wären sie dem Ziel der Integration schon recht nahe.
Dieser sonnige und kommunikative Nachmittag im Rheinbacher Freizeitpark war auch mit deshalb erfolgreich, weil das Parkplätzchen-Team diese Veranstaltung unterstützte, wie Frau Heilmann betonte.